Foto: Sarah Schött
Vertretungspriester Jan Morawiec vor der Kirche in Zerf.
Seit fast 30 Jahren mit dabei
Von: Sarah Schött | 22. Juli 2018
Zerf/Schillingen:
Jedes Jahr sorgen sie dafür, dass in der Ferienzeit deutsche Priester Erholung finden und trotzdem Messen stattfinden können: Urlaubspriester. Jan Morawiec aus der Ukraine ist einer von ihnen.
Wenn Jan Morawiec über seine Eindrücke in Deutschland berichtet, tut er das mit einer gewissen Routine. Kein Wunder, denn der 63-Jährige übernimmt schon seit fast 30 Jahren Dienste als Ferienvertretung, wenn Priester aus dem Bistum Trier in ihren wohlverdienten Urlaub gehen. Dieses Mal ist er in der Pfarreiengemeinschaft Schillingen eingesetzt, wo er für die Zeit seines Aufenthaltes in Zerf wohnt.
Für den gebürtigen Oberschlesier, der in der Diözese Lemberg an der polnisch-ukrainischen Grenze arbeitet, ist die Zeit hier im Bistum wie Urlaub. „Der Unterschied zu meiner alltäglichen Arbeit ist, dass ich Seelsorge mache, aber keine Probleme habe. Ich muss mich zum Beispiel nicht um die Verwaltung kümmern.“
In dieser Auszeit kann auch seine Gemeinde in der Ukraine sich erholen, denn dort treten dann die finanziellen Probleme für kurze Zeit in den Hintergrund. Anders als hier gibt es dort keine Kirchensteuer, die oft armen Gemeinden müssen sich um den Unterhalt der Kirchen kümmern. Doch solange Morawiec nicht da ist, ruht die Verwaltung etwas.
Gott ist einfach Gott – egal in welcher Kirche
Doch neben katholischen sind dort auch orthodoxe Christen vertreten. „Manchmal sind sogar Familien vermischt, einer ist lateinisch-katholisch, einer griechisch-katholisch, einer orthodox. An Festtagen sprechen wir uns dann immer ab, damit für jeden die Möglichkeit besteht, zur Kirche zu gehen. Dann feiern die Orthodoxen zum Beispiel abends, und ich halte morgens die Messe.“ Das Schöne aber sei der Glaube der Menschen, egal welcher Konfession sie angehören. „Für Sie ist Gott einfach Gott – egal in welcher Kirche.“
Wer schon so lange ins Bistum kommt, bemerkt Veränderungen. „Die Gemeinden werden immer größer, es gibt immer weniger Priester, und die Kirchen werden immer leerer. Das ist ein Unterschied zwischen Deutschland und der Ukraine. Hier sind von mehreren tausend Katholiken sonntags nur ein paar hundert in der Messe. In der Ukraine kommen sonntags 100 Prozent der Gläubigen.“
Die Abwechslung ist ihm wichtiger als das Geld
Früher sei er vor allem aus finanziellen Gründen gekommen, um seine Gemeinde, damals noch in Polen, mit dem hier verdienten Geld zu unterstützen. Heute reizt ihn die Abwechslung. „Ich will einfach mal was anderes sehen, das ist für mich auch Erholung. Anderes Umfeld, andere Menschen.“ Seine Art von Urlaub eben.
Im Laufe der Zeit sind gute Kontakte zu den Gemeindemitgliedern entstanden, die auch mal Rücksicht nehmen, wenn es um Sprachbarrieren geht: „Wenn die Leute wissen, dass ich Ausländer bin, dann reden Sie deutlich, nicht direkt Platt mit mir“. Da er das ganze übrige Jahr kein Deutsch spreche, sei die erste Woche immer die schlimmste, aber danach gehe es ganz gut. Und auch sonst sei der Kontakt zu den Menschen herzlich und offen.
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Info
Seinen Abschiedsgottesdienst feiert Jan Morawiec am 22. Juli um 11 Uhr in Schillingen St. Albanus.
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