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Lieber Mainstream als Elitäres

Foto: Rolf Lorig
Mit Pater Albert Seul (Mitte) hatten die Macher der Reihe „Theo-Talk“, Katharina Zey-Wortmann und Dr. Samuel Acloque, erneut einen eloquenten Gast nach Trier eingeladen.

Lieber Mainstream als Elitäres

Von: Rolf Lorig | 16. Juni 2024
Trier:
Gehören Kirche und Kultur zusammen? Mit dieser Frage befasste sich der jüngste „Theo-Talk“ in Trier. Für Dominikanerpater Albert Seul, der vor zwölf Jahren in Klausen die Reihe „Kultur in der Wallfahrtskirche“ ins Leben gerufen hat, ist das ganz selbstverständlich.

Oft täuscht der erste Blick. Was vielleicht auch auf Pater Albert zutrifft. Der Mönch in seiner schwarzweißen Kutte ist der klassische Bärchen-Typ – er erscheint ruhig, dem Genuss zugetan. Alles, nur nicht aufregend. Ein Eindruck, der sich rasch wandelt, wenn der Pfarrer und Wallfahrtsrektor von Klausen das Wort ergreift. Dann kommt der Macher zum Vorschein. Ein Mensch, der die Klaviatur der modernen Kommunikation inklusive soziale Medien perfekt beherrscht. Und der auch den Ritt auf der Rasierklinge nicht scheut, wenn es darum geht, Gott den Menschen auf vielfältige Weise näherzubringen. 

Der Dominikaner ist auch bei Motorradfahrern bekannt. Tausende pilgern Jahr für Jahr zu Beginn der Saison auf schweren Maschinen zu der Wallfahrtskirche. Dort spendet Seul ihnen den Segen. Wegen der vielen Teilnehmer werden dabei schon mal stolze 300 Liter Weihwasser verbraucht. „Wasser muss spritzen“, sagt der Pfarrer und macht deutlich, dass er kein Freund von Schrumpfriten ist.

Auch in Sachen Kommunikation darf es gerne etwas mehr sein. „Als Dominikaner rede ich gerne und viel“ – das ist keine Selbstkritik, sondern Zustandsbeschreibung.

Möglichst vielen die frohe Botschaft verkünden

Den ersten Kontakt mit den Medien hatte er an einem seiner ersten Einsatzorte in Norddeutschland: „In Hamburg war ich Kaplan und habe bei Bibel-TV mitgearbeitet. Die brauchten einen katholischen Priester, der nix kostete. Und bei der Gelegenheit hat mich dann auch der NDR entdeckt …“ 

Eine erste kurze Begegnung mit Klausen hatte Seul im Sommer 2000 als Priester. Elf Jahre später kehrte er als Wallfahrtsrektor in die Eifel zurück und wurde 2023 Pfarrer der neugeschaffenen Pfarrei in Klausen, wo er – unterstützt von Helfern – die von ihm aufgebaute Veranstaltungsreihe permanent erweitert und ausbaut.

 Der Heilige, den der Ordensmann besonders schätzt, ist der Apostel Paulus. „Er hat für seinen missionarischen Auftrag neue Orte aufgesucht und ist dorthin gegangen, wo sich die Menschen versammelten.“ 

Möglichst vielen die frohe Botschaft zu verkünden, das sieht auch Seul als seinen Auftrag an. Und dafür geht er gerne neue Wege. „Kultur in der Wallfahrtskirche“ ist einer von ihnen. „Wir machen keine elitäre Hochkultur, sondern schwimmen eher im Mainstream.“ Für Seul ein notwendiger Kompromiss: „Für den Aufwand, der betrieben wird, braucht man Masse.“ Der Begriff relativiert sich, wenn der Dominikaner von einer Veranstaltungsgröße von um die 130 Besucher spricht. 

Neben Zuspruch gibt es auch kritische Stimmen

Deutlich mehr Leute kamen 2018 zum Gespräch mit dem Ex-Bundestagsabgeordneten Gregor Gysi. Schon Monate vorher war das Gotteshaus ausverkauft. Hier stellte der Politiker im Gespräch mit dem Pater seine Autobiographie vor. Für die Veranstaltungsreihe ein toller Erfolg: „Auf Youtube erhielten wir 250.000 Klicks!“ Für das Gespräch gab es in Kirchenkreisen nicht nur Zuspruch – ebenso wenig wie ein Auftritt von Schlagersänger Guildo Horn. 

Seul kann das aushalten. „Das Reich Gottes findet man auch an Orten und Plätzen, wo man es erst einmal nicht vermutet“, sagt er und blickt auf die positive Bilanz: „In Sachen Zuspruch spielen wir in einer Liga mit dem Eifel-Literaturfestival und dem Mosel-Musikfestival. Nicht zuletzt deshalb sind auch die Medien auf uns aufmerksam geworden, was das Interesse an der ‚Kultur in der Wallfahrtskirche‘ noch stärker macht.“ 

Zurück zu Gysi und Guildo: Sind Veranstaltungen mit so polarisierenden Persönlichkeiten in einem Gotteshaus der richtige Weg? „Die Kirche dient hier als Plattform, über die man miteinander in den Dialog eintreten kann. Corona hat gezeigt, wie wichtig das ist, damit die Menschen nicht in ihre eigene Welt flüchten. Deshalb muss die Kirche ein neutraler Ort sein, der Begegnungen ermöglicht und zum Gespräch einlädt.“



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